Das Jahr geht zu Ende, doch das Wetter ist noch stabil. Grund genug, dem Etna noch schnell einen Besuch abzustatten. Seit Oktober 2006 befindet sich der Vulkan in einer weiteren spektakulären Eruptionsphase, deren Hauptdarsteller wieder einmal der SE-Krater ist.
Bei makellos blauem Himmel begrüßt mich der Etna am Morgen des 29.11 mit einer Ascheeruption. Ich befinde mich im Anflug auf Catania. Immer wieder behindert die viele Vulkanasche in der Luft den Flugverkehr, so auch heute.
Während es an der Küste noch angenehm warm ist, präsentiert sich der Berg als Wintermärchen. Da die neuaufgebaute Seilbahn nur noch am Wochenende und bei gutem Wetter in Betrieb ist, sind am Berg kaum Leute unterwegs.
Der SE-Krater lockt mit explosiver Tätigkeit und einer Aschewolke. Auf seiner Ostseite hat sich in 3050 m Höhe ein neuer Krater auf der Fraktur gebildet. Die Lavaströme sind auf dieser Höhe oberflächlich erkaltet. In Tubes gelangen sie auf den Steilhang zum Valle del Bove. Auffällig ist der riesige Hornito, der sich auf 2800 m gebildet hat. Ca. 15 m ragt dieser Schornstein vor mir auf.
Ich beobachte die Aktivität vom Schneefeld aus und entdecke einen alten Bekannten. Wolfgang Müller, der Fotograf und Vulkanexperte ist, wie an fast jedem Tag der Eruption, am Etna unterwegs. Er schwärmt über die Vielfältigkeit dieses Ausbruchs, der mit Lavaströmen, Ascheeruptionen, strombolianischer Aktivität, kleinen Flankenkollapsen und Windows sein Publikum begeistert und doch keinen Schaden angerichtet hat.
Kurz von Anbruch der Dunkelheit misst das Thermometer -2° C. Lautes Fauchen und Detonationen von Eruptionen locken mich aus meinem Windschatten. Doch die Geräusche stammen nicht etwa vom SE-Krater. Der Hornito, der den ganzen Tag friedlich gedampft hat, ist zu neuem Leben erwacht, und wie! In rascher Folge schießen Garben glühenden Gesteins in die Luft. Die Eruptionen steigern sich über die Zeit im Ihrer Intensität, bis sie Höhen von ca. 60 m erreichen. Asche rieselt auf mich nieder, als an der Basis des Hornito ein neuer Lavastrom austritt und sich rotleuchtend seinen Weg den Hang hinunter sucht.
Die Lava fließt in unbesiedeltes Gebiet, ins schwer zugängliche Valle del Bove. Hier treffen sich allabendlich die Menschen der Region und steigen auf den Monte Zoccolaro, von wo man einen guten Blick auf die Rotglut der fließenden Lava genießt. Fahrende Imbissbuden und Getränkehändler sorgen für das Wohl der Ausflügler.